Die Waldorfpädagogik
Grundlagen
Die Grundlage des Erziehen und Unterrichten an der Parzival-Schule ist die Waldorfpädagogik. Sie gründet sich auf die anthroposophische Menschenkunde Rudolf Steiners. Die Waldorfpädagogik versteht sich als eine ganzheitliche Persönlichkeitsförderung, durch die alle möglichen Fähigkeiten des intellektuellen Lernens, des schöpferischen Gestaltens und des von moralischer Verantwortung getragenen Wirkens zur bestmöglichen Entfaltung kommen können. Die Waldorfpädagogik will verstanden werden als ein schöpferisches Mitarbeiten an der Entwicklung des einzelnen Menschen sowie der Gesellschaft, in der er lebt.
Das Leitziel der Waldorfpädagogik ist die Ausbildung von sozialem Bewusstsein, von Verantwortungsgefühl der Umwelt gegenüber und von einer klaren Urteilsfähigkeit als Grundlage für ein späteres mitgestalten in der Gesellschaft. Im Unterricht finden dementsprechend Wissenschaft, Kunst und Religion einen gleichwertigen Platz. Verstand, Gefühl und Willenskraft der Kinder werden ausgewogen angesprochen. Die Förderung der schulischen Kenntnisse und Fertigkeiten tritt dabei verstärkt in den Dienst der Entwicklung von Persönlichkeit und Individualität des Kindes.
Auf dreierlei Weise soll sich diese Erziehungsaufgabe in der Praxis für den heranwachsenden Menschen konkretisieren:
Erziehungsauftrag
- Im Vertraut- Werden mit der Welt und den Aufgaben, die sie stellt.
- Im Erfahren der Welt als einem sich fortwährend in seiner Vielfalt verändernden lebendigen Organismus.
- Im Entdecken der eigenen Individualität.
Der besondere Erziehungsauftrag
Die Schüler unserer Schule unterscheiden sich in ihrer physischen, seelischen und geistigen Entwicklung von Gleichaltrigen, die eine Regelschule besuchen. Ihre Schulleistungen und Verhaltensweisen weichen von dem ab, was man von Gleichaltrigen erwartet. Dabei werden Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten nicht immer als umfassende Mängel sichtbar, sondern treten ebenso in Beziehung zu bestimmten unterrichtlichen Anforderungen oder Situationen auf. Die besonderen Erziehungs- und Förderbedürfnisse unserer Schüler ergeben sich aus den Störungen in folgenden Entwicklungsbereichen:
- in der „leiblichen Entwicklung“
- in der „seelischen Entwicklung“
- in der „geistigen Entwicklung”
Die Waldorfpädagogik geht davon aus, dass die genannten Entwicklungsphasen aufeinander aufbauen und einander bedingen. Unvollendete leibliche Prozesse werden zur Grundlage einer später im Seelischen zutage tretenden Problematik. Unausgewogene seelische Prozesse führen wiederum zu mangelnder Ausbildung von Denk- und Urteilskräften. Die Qualität eines jeden Entwicklungsschrittes ist abhängig von der Intensität und Qualität des vorhergehenden. Wir verstehen auftretende Störungsbilder folglich als Ausdruck unvollständig gebliebener Entwicklung. Diese Entwicklungsstörungen können vielfältige Ursachen haben.
- Sie können mit ins Leben gebracht sein
- Sie können als Folgen zivilisatorischer Einwirkungen oder ungünstiger Lebensbedingungen auftreten
- Sie können erwachsen sein aufgrund mangelhafter oder fehlender leiblicher und seelischer Grundversorgung oder anderer traumatischer Erlebnisse
Die Parzival-Schule sieht ihren Erziehungsauftrag in zweifacher Hinsicht als Eingliederungshilfe:
- Eingliederung von „ausgesonderten“ Kindern in die Menschengesellschaft
- Eingliederung ihrer seelisch-geistigen Anlagen in ihr physisch-leibliches System
…damit ihr Leib zum gesunden Instrument der Seele werden kann. Die Parzival-Schule bietet auf der Grundlage der Waldorfpädagogik folgende besondere Bedingungen und Förderansätze:
1. Sprache
- Tägliche intensive Übungen zur Sprachgestaltung und zur Verbesserung der Artikulation
- Chorisches Sprechen zur Förderung der Ausdruckskraft und Freiheit des Sprechens
- Einüben vorbildlicher Sprachmuster durch Rezitieren von Gedichten und Prosa
- Einüben des dramatischen Sprechens in Sprech-Spielen, Balladen, dramatischen Texten.
2. Rechnen
- Einüben rechnerischer Gesetzmäßigkeiten durch rhythmische Körperübungen für Kinder mit schwacher intellektueller Leistungsfähigkeit
- Systematischer Aufbau der Gedächtnisleistung durch rhythmische Übungen
- Zeichnerische Darstellung von rechnerischen Gesetzen
3. Künstlerischer Unterricht
- Gleichstellung von künstlerischen und naturwissenschaftlichen Fächern
- Lösen von Verspannungen und Ängsten durch kunsttherapeutische Übungen im Aquarellieren. Anregen von seelischer Beweglichkeit durch intensive Auseinandersetzung mit Farbverläufen und –Harmonien
- Stärken der Formkräfte durch das Formenzeichnen. Intensives Training der räumlichen Wahrnehmung und Raumorientierung
- Tägliche rhythmische Übungen zur Stärkung des Atemrhythmus und Harmonisierung von Atem und Herzschlag. Abbau von Verkrampfungen und Stress. Stärkung der Leistungsmotivation und Lebensfreude. Förderung der sozialen Kompetenz durch kontinuierliches Üben in der Gruppe
- Stärkung der Lebenskräfte und der bewussten Körperkoordination in dem Fach Eurythmie. Erhöhung des Ich-Bewusstseins und Stärkung des Selbstbewusstseins. Aufbau einer sicheren Raumorientierung. Schaffen einer physischen Grundlage für das Fach Geometrie
4. Unterrichtsstruktur
Epochaler Unterricht
Großzügiger, zeitlicher Rahmen für einen Unterrichtsinhalt. Intensives Vertiefen in ein Thema. Förderung einer konzentrierten, strukturierten Arbeitshaltung. Ganzheitliches Erfassen von Unterrichtsinhalten. Einbeziehung künstlerisch-therapeutischer Gesichtspunkte in die Unterrichtsprojekte.
Kleinklassen
In den Kleinklassen der Parzival-Schule kann sehr intensiv auf die individuellen Störungen im Lern- oder Sozialverhalten der Kinder eingegangen werden. Die Schule arbeitet sehr eng mit den Eltern zusammen. Eltern und Lehrer bilden eine gemeinsame Hülle für die Kinder. Besonders psychisch labile Kinder profitieren von diesem Modell.